Ungeachtet der Proteste der Anwohner schreitet die Gesobau nahe dem S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf nun zur Tat.
Ab März soll die Nachverdichtung der Wohnanlage am Schlosspark Schönhausen starten – zur Vorbereitung wurde nun der umkämpfte Spielplatz abgebaut. „Der Blaue Spielplatz wurde am Donnerstagmorgen abmontiert, Spielgeräte zersägt, Bäume und Büsche bereits zu einem großen Teil gerodet“, berichtet Christoph Strauß von der „Bürgerinitiative Vesaliuskiez“. Die Gesobau habe darüber nur „sehr kurzfristig und nicht einmal in allen betroffenen Häusern durch Aushänge informiert“.
Auf dem bisherigen Spielplatz soll eines von zwei neuen achtstöckigen Wohnhäusern entstehen. Die Pläne sehen vor, das landeseigene Ensemble auf diese Weise um 76 Wohnungen zu ergänzen. Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative. Sie kritisiert, dass die Wohnsiedlung wie im Osten Berlins generell üblich ohne verbindlichen Bauleitplan im sogenannten „Lückenschlussverfahren“ nachverdichtet werden soll. „Es ist unfassbar, wie hier im Kiez die letzten Grünflächen einer ungezügelten Nachverdichtung zum Opfer fallen“, sagte Strauß.
Die Bürgerinitiative kritisiert das aktuelle Vorgehen scharf: „Die Gesobau hat offensichtlich aus vergangenen Projekten gelernt und agiert hier schnell und mit gezielter Desinformation beziehungsweise fehlender Information.“ Strauß verwies damit auf die benachbarte Gesobau-Siedlung an der Ossietzkystraße.
Dort hatten Anwohner durch Proteste die Aufstellung eines Bebauungsplans erreicht und die geplante Nachverdichtung auf bisherigen Grün- und Spielplätzen verhindert. An der Vesaliusstraße habe die Gesobau nun „sehr kurzfristig Halteverbotsschilder aufstellen lassen und den Spielplatz abgesperrt“, so Strauß. Bereits Dienstagmorgen habe dann der Abbau des Spielplatzes begonnen, der nun vollendet wurde.
Die Gesobau wies die Kritik zurück. Der Abbau des Spielplatzes sei den Anwohnern im Rahmen der Bauvorbereitungen „langfristig angekündigt“ worden, erklärte Gesobau-Sprecherin Birte Jessen. Man wolle im März mit dem Neubau starten und habe daher einen Bauantrag beim Bezirksamt eingereicht. „Der Bauvorbescheid liegt der Gesobau seit Juli 2021 vor.“ Auch die Baumfällungen seien genehmigt worden.
Das Bezirksamt bestätigte das Ganze. „Die Anträge auf Baumfällungen sind ordnungsgemäß gestellt und die Fällgenehmigungen erteilt worden“, erklärt die für Grün- und Spielflächen zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU). Die Fällungen seien noch vor Beginn der Vogelbrutschutzzeit am 28. Februar erfolgt. Allerdings müsse die Gesobau Ersatzpflanzungen vornehmen, „dies ist Bestandteil der erteilten Fällgenehmigungen“.
Es sei jedoch „äußerst bedauerlich“, dass der „außergewöhnlich schöne und ansprechende Spielplatz dem Bauvorhaben weichen muss“, befand Anders-Granitzki. Ein Ersatzspielplatz im Süden der Wohnanlage sei in Teilen allerdings bereits am Montag in Betrieb genommen worden. „Ich habe mich heute selbst davon überzeugt, dass dieser wirklich schön geworden ist und tolle Spielangebote bereit hält.“
Die Gesobau erklärte, der neue Spielplatz solle „im weiteren Verlauf erweitert und aufgewertet werden“ und „mit dem alten vergleichbar“ sein. Zudem seien weitere Spielflächen sowie ein Nachbarschaftstreffpunkt auf dem Gelände geplant.
Die Bürgerinitiative kündigte weitere Proteste gegen das Bauvorhaben an.