Sehr geehrte Frau Giffey, sehr geehrter Herr Saleh,
sehr geehrte Frau Jarasch, sehr geehrte Frau Stahr, sehr geehrter Herr Graf,
sehr geehrter Herr Lederer, sehr geehrte Frau Schubert,
die 23 im Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung zusammen geschlossenen Initiativen sind in ihrem Wohnumfeld mit einem Maß an baulicher Stadtverdichtung und Versiegelung konfrontiert, das den für Berlin erklärten Klimanotstand massiv zu verschärfen droht.
Für Klima- und Artenschutz sowie den sozialen Zusammenhalt unverzichtbare Ressourcen gehen dabei unwiederbringlich und in der Regel ohne adäquate Kompensation verloren:
- artenreiche Altbaumbestände,
- offene, entsiegelte, versickerungsfähige und artenreiche Boden- und Wiesenflächen,
- Flächen, die als Orte der nachbarscha_lichen Begegnung und der Erholung dienen; die Notwendigkeit solcher Flächen war noch nie so deutlich wie jetzt in der Pandemie.
Vorhandene städtebauliche und ökologische Qualitäten werden dabei systematisch missachtet und negiert. Eine Prüfung der Zulässigkeit von Vorhaben beschränkt sich meist auf die Einhaltung von bauordnungsrechtlichen Mindestabstandsflächen. Sofern es überhaupt „Beteiligungsverfahren“ gibt, beschränken sich diese meist auf die Gestaltung der minimalen verbleibenden Restflächen. Nach bestandsorientierten und ressourcenschonenden Alternativen zur Schaffung von Wohnraum wird erst gar nicht gesucht, obwohl es dafür vielfältige Möglichkeiten gibt. Wenn nicht auf dem Grundstück, dann im Quartier oder seiner Nachbarschaft. Gesetzliche und politische Rahmenbedingungen, die das Neu-Bauen einfach und das Bestands-Nutzen kompliziert machen, führen immer tiefer in den Klimanotstand.
Die Folgen des Klimawandels werden immer konkreter und spürbarer für die Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt: Er ist lebensgefährlich für besonders durch sommerliche Hitze und Trockenheit gefährdete, vulnerable Gruppen und bedrohlich für uns alle. Wenn aufgrund fehlender Frei- und Ausgleichsflächen sowie schattenspendender Bäume nur noch technische, stromfressende Klimatisierung als Ausweg bleibt, potenziert sich die Überhitzung der Stadt nochmals.
Die Zukunft der Stadt – das haben luzide Stadtentwicklungsplaner, Umweltpolitiker, Architekten und Bauingenieure schon mit Nachdruck in ihre Zukunftsentwürfe aufgenommen – braucht klimatisch günstige Stadtstrukturen, nachhaltige Entsiegelung, die Begrünung grauer Flächen, Erhaltung und Ausweitung aller bestehenden Naturflächen einschließlich privater Gärten und begrünter Hinterhöfe! Kurz: Mehr urbanes Grün auf allen Ebenen!
Berlin braucht dringend einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung und Quartiersentwicklung. Die Stellschrauben nachhaltiger Stadtentwicklung müssen neu austariert werden mit einer klaren und gemeinwohlorientierten Bodenpolitik.
Sorgen Sie dafür, dass ökologische, soziale und städtebauliche Qualitäten eine echte Rolle bei bau- und freiraumpolitischen Entscheidungen spielen.
Wir fordern Sie auf, die zur Umsetzung notwendigen Weichen für Gesetzgebung und Verwaltung in den Berliner Koalitionsverhandlungen zu stellen. Auch unterstützen wir die Idee der Charta Stadtgrün, die politisch und exekutiv konkret umgesetzt werden muss.
Kein Tag darf mehr verloren gehen, damit Berlin auch in Zukunft lebenswert bleibt!
Wir halten einen zeitnahen vertiefenden Austausch für dringend geboten und sind hierfür jederzeit ansprechbar. Um zügig ins Gespräch zu kommen, laden wir Sie gerne am 16.11.2021 um 17 Uhr zu einem ersten Vor-Ort-Termin in den Garten der Taborstr. 9 in Friedrichshain-Kreuzberg ein. Bitte melden Sie sich für eine Teilnahme bei uns.
Mit freundlichen Grüßen,
die Initiativen des Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung