Die Westtribüne Jahnsportpark ist weg: Im Morgengrauen rückten die Bagger an, binnen Stunden war die Dachkonstruktion gefällt und das Bauwerk weitgehend zerstört. Während Berlin über drastische Einsparungen bei Klimaschutz, Bildung, Soziales und Kultur diskutiert, werden im Jahn-Sportpark Fakten für einen teuren Profisport-Stadionneubau geschaffen – gegen den Widerstand der Bürgerinitiative und vieler Anwohnerinnen und Anwohner.
Westtribüne Jahnsportpark: Abriss in Blitztempo
Mit dem Ende der Vogelschutzzeit nutzte die Senatsverwaltung das erste Zeitfenster, um die Westtribüne Jahnsportpark abzuräumen. Im Schutz der frühen Morgenstunden begann der Abriss, die Dachkonstruktion wurde gezielt zum Einsturz gebracht und begrub innerhalb kürzester Zeit die Ränge unter sich. Die Bürgerinitiative kritisiert diese „Blitzaktion“ als politisches Signal: Statt Dialog und Transparenz setzt die Verwaltung auf vollendete Tatsachen.
Der Zeitpunkt ist brisant, weil parallel im Abgeordnetenhaus über Sparprogramme in zentralen Zukunftsbereichen verhandelt wird. Der schnelle Abriss der Westtribüne Jahnsportpark wird deshalb als bewusster Versuch gelesen, das Großprojekt Stadion unumkehrbar zu machen, noch bevor Alternativkonzepte ernsthaft geprüft sind.
Naturzerstörung und Stadtnatur: Folgen des Abrisses der Westtribüne Jahnsportpark
Die Westtribüne Jahnsportpark war nicht nur Beton und Stahl, sondern auch Habitat für Vögel, Fledermäuse und andere Stadttiere. Mit dem Abriss nach Ende der Vogelschutzzeit werden zwar formale Schutzfristen eingehalten, faktisch aber Lebensräume unwiederbringlich beseitigt. Damit setzt die Senatsverwaltung aus Sicht der Initiative ihren „Feldzug gegen Fauna, Flora und Stadtgesellschaft“ fort.
Gerade im dicht bebauten innerstädtischen Raum spielen Strukturen wie der Jahn-Sportpark eine wichtige Rolle für Klimaresilienz, Artenvielfalt und wohnortnahe Erholung. Der Abriss der Westtribüne Jahnsportpark ist ein weiterer Baustein in einem Gesamtprojekt, das mehr versiegelte Flächen, mehr Eventverkehr und höhere Belastungen für Mensch und Natur mit sich bringt.
200-Millionen-Stadion vs. Daseinsvorsorge
Parallel zum Abriss der Westtribüne Jahnsportpark laufen im Land Berlin Debatten über harte Einschnitte bei Klimaschutz, Bildung, Soziales und Kultur. Vor diesem Hintergrund wirkt die geplante Investition von über 200 Millionen Euro in ein Profisportstadion wie ein politischer Offenbarungseid. Während für die Sanierung der Komischen Oper, für Hochschulstandorte wie die Berliner Hochschule für Technik oder für soziale Infrastruktur angeblich kein Geld vorhanden ist, fließen hunderte Millionen in ein Stadionprojekt mit fragwürdigem Mehrwert für die Allgemeinheit.
Die Bürgerinitiative stellt daher die Verteilungsfrage: Wessen Interessen werden mit dem Neubau tatsächlich bedient? Für viele Beobachtende drängt sich der Eindruck auf, dass vor allem Sportfunktionäre und Eventinteressen profitieren, während gemeinwohlorientierte Bereiche der Stadtpolitik auf der Strecke bleiben.
Westtribüne Jahnsportpark als Symbol für „Stadion statt Stadt“
Mit der Zerstörung der Westtribüne Jahnsportpark verfestigt sich das Bild eines Großprojekts, das aus der Zeit gefallen ist: Ein neues Fußballstadion, flankiert von Olympia-Träumen, wird gegen die Bedürfnisse einer wachsenden, sozial und ökologisch unter Druck stehenden Stadt durchgesetzt. Die Bürgerinitiative spricht von „rückwärtsgewandtem Größenwahn“ und warnt vor einer einseitigen Ausrichtung auf Spitzensport und Eventlogik.
Für viele Anwohnerinnen und Anwohner steht der Jahn-Sportpark hingegen für wohnortnahen Schul- und Vereinssport, für Freiräume und Stadtnatur. Der Abriss der Westtribüne Jahnsportpark markiert daher nicht nur einen baulichen, sondern auch einen symbolischen Bruch mit diesem Verständnis von Stadt und Sport.
RESTART JSP: Alternative zur Abrisspolitik an der Westtribüne Jahnsportpark
Statt das Gelände immer weiter auf ein Profisportstadion zuzuschneiden, wirbt die Bürgerinitiative mit ihrem Alternativszenario RESTART JSP für einen anderen Weg. Im Mittelpunkt steht ein sanfter Umbau der bestehenden Anlagen, die schrittweise barrierefrei und inklusiv gestaltet werden. Ziel ist ein Sportpark, der Schul‑, Vereins‑, Behinderten- und Freizeitsport in den Vordergrund stellt und gleichzeitig Bäume, Grünstrukturen und Artenschutz ernst nimmt.
Kernpunkte des RESTART-Konzepts rund um die Westtribüne Jahnsportpark und das übrige Areal sind:
- Erhalt und ökologische Aufwertung vorhandener Bauten und Freiflächen statt Komplettabriss.
- Konsequent barrierefreie Zugänge, Wege und Sportanlagen für Menschen mit Behinderungen.
- Begrenzung von Großevents, um Lärm, Verkehr und Nutzungskonflikte zu reduzieren.
- Klare Kostenreduktion gegenüber dem 200-Millionen-Stadionneubau, um Spielräume für Bildung, Kultur und Soziales zu schaffen.
Forderungen der Bürgerinitiative zur Zukunft der Westtribüne Jahnsportpark
Auch wenn die Westtribüne Jahnsportpark bereits weitgehend zerstört ist, sieht die Bürgerinitiative den politischen Prozess keineswegs als abgeschlossen. Sie fordert:
- Einen sofortigen Planungsstopp für den Profisport-Stadionneubau.
- Eine transparente Kosten‑Nutzen‑Analyse, die Alternativen wie RESTART JSP gleichberechtigt berücksichtigt.
- Eine ernsthafte Beteiligung der Stadtgesellschaft, insbesondere von Behindertensportverbänden, Anwohnerschaft und Umweltverbänden.
- Eine Gesamtplanung, die Inklusion, Stadtnatur und Alltagsnutzung über Prestigeprojekte stellt.
Quellen
[1] Westtribüne in Blitzaktion zerstört! https://www.jahnsportpark.de/2025/10/westtribuene-in-blitzaktion-gefaellt/


