Einleitung: Joachimsthaler Carree im Fokus
Joachimsthaler Carree steht aktuell im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte um Stadtentwicklung, Lebensqualität und den Erhalt von Grünflächen in Berlin-Alt-Hohenschönhausen. Die geplante Bebauung des grünen Innenhofs durch die HOWOGE sorgt für erheblichen Widerstand bei Anwohnern und Initiativen. In diesem Beitrag erfahren Sie alles zur aktuellen Situation, den Hintergründen und den Forderungen der Betroffenen.
Was ist das Joachimsthaler Carree?
Das Joachimsthaler Carree umfasst die Wohnhäuser an der Joachimsthaler Straße und Plauener Straße im Berliner Bezirk Lichtenberg. Die fünfgeschossigen Gebäude stammen aus den späten 1970er Jahren und wurden nach der Wende von der HOWOGE übernommen. Im Zentrum des Quartiers befindet sich ein großzügiger, grüner Innenhof mit über 60 teils hundertjährigen Bäumen, zahlreichen Sträuchern, Hecken und Rasenflächen. Hier gibt es einen Spielplatz, Tischtennisplatten, Bänke, einen Bolzplatz sowie liebevoll gepflegte Mietergärten, die als Oasen für die Bewohner dienen.
Hintergrund: Bebauungspläne der HOWOGE
Bereits 2017 erhielt die HOWOGE einen positiven Bauvorbescheid für die Errichtung von zwei fünfgeschossigen Wohnhäusern auf einer Fläche von etwa einem Fußballfeld im Innenhof des Joachimsthaler Carree. Ziel ist die Schaffung von rund 100 neuen Wohnungen. Die Umsetzung verzögerte sich zunächst, da der Spielplatz im Grundbuch eingetragen war. 2025 wurde dieser Eintrag auf Anweisung des Senats entfernt, um die Bebauung zu ermöglichen. Im Juli 2025 erhielten Parkplatzmieter und Pächter der Mietergärten die Kündigung zum 30.09.2025.
Kritik und Sorgen der Anwohner
Verlust von Lebensqualität und Grünflächen
Die Bewohner des Joachimsthaler Carree befürchten eine deutliche Verschlechterung ihrer Wohn- und Lebensqualität. Die geplante Nachverdichtung würde nicht nur die Mietergärten und den Spielplatz zerstören, sondern auch zahlreiche Bäume und Lebensräume für Tiere vernichten. Es drohen:
- Verschlechterung des Mikroklimas (Hitzeinseln, weniger Frischluft)
- Verlust von Licht und Erholungsräumen
- Zunahme der Versiegelung und damit höheres Überschwemmungsrisiko
- Fehlende soziale Infrastruktur für die steigende Einwohnerzahl
Viele Anwohner betonen, dass sie gerade wegen des vielen Grüns ins Quartier gezogen sind und fordern, zuerst bereits versiegelte Flächen oder leerstehende Bauruinen zu bebauen.
Stimmen aus der Nachbarschaft
„Unsere Mietergärten sind unsere Alltagsoasen. Sie müssen bleiben.“
„Wir älteren Anwohner brauchen dringend den grünen Innenhof.“
„Das wird alles zu eng, zu dicht, man nimmt uns die Luft und viel Licht.“
„Wie soll man sich hier noch wohlfühlen, wenn das Grün verschwindet und noch mehr zu betoniert wird?“
Politische und gesellschaftliche Dimension
Bezirksamt gegen Nachverdichtung
Das Bezirksamt Lichtenberg sowie die zuständigen Stadträtinnen äußern sich kritisch zur Bebauung des **Joachimsthaler Carree**. Sie betonen die bereits ausgelastete soziale und verkehrliche Infrastruktur sowie die Bedeutung der wenigen vorhandenen Grünflächen. Der Senat hingegen sieht das gesamtstädtische Interesse an zusätzlichem Wohnraum und setzt sich über die Einwände des Bezirks hinweg.
Widerstand der Mieterinitiative Joachimsthaler Carree
Die **Mieterinitiative Joachimsthaler Carree** engagiert sich seit Jahren für den Erhalt des grünen Innenhofs. Aktionen wie das Anbringen schwarzer Trauerbänder an Bäumen, Nachbarschaftstreffen und offene Briefe an Politik und Öffentlichkeit machen auf die Problematik aufmerksam. Die Initiative wurde 2024 sogar mit einem Engagementpreis ausgezeichnet[1][4].
Joachimsthaler Carree und nachhaltige Stadtentwicklung
Nachverdichtung versus Klimaschutz
Die Diskussion um das **Joachimsthaler Carree** steht exemplarisch für den Zielkonflikt zwischen dringend benötigtem Wohnraum und nachhaltiger Stadtentwicklung. Während der Senat und die HOWOGE auf die Schaffung neuer Wohnungen drängen, fordern Anwohner und Umweltinitiativen den Erhalt von Grünflächen für ein gesundes Stadtklima und soziale Teilhabe[3][1][5].
Alternativen zur Innenhofbebauung
Kritiker schlagen vor, stattdessen auf bereits versiegelte Flächen oder leerstehende Bauruinen auszuweichen. Auch die Integration von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen und eine bessere Bürgerbeteiligung werden gefordert.
Aktuelle Entwicklungen im Sommer 2025
- Im Juni 2025 wurde die Baugenehmigung für das Neubauvorhaben im Joachimsthaler Carree erteilt.
- Kündigungen für Mietergärten und Parkplätze wurden ausgesprochen, die Räumung steht bevor.
- Der Widerstand der Anwohner hält an, Protestaktionen und Öffentlichkeitsarbeit werden fortgesetzt.
- Politische Debatten über die Rolle des Senats und die Zukunft der Berliner Stadtentwicklung nehmen weiter Fahrt auf.
Stellungnahme: Beschreibung der aktuellen Situation Joachimthaler Carree