B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark: Massive Kritik an Berliner Plänen
Beginn einer neuen Ära oder Verlust für Berlin?
Der B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark steht im Zentrum einer der aktuell kontroversesten Debatten um Stadtentwicklung, Sport und Lebensqualität in Berlin. Mit dem Beschluss des Abgeordnetenhauses, getragen von der Regierungsmehrheit und den Stimmen der AfD, wurde der Bebauungsplan für die westliche Teilfläche des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks verabschiedet – und damit der Weg für eine umfassende Kommerzialisierung geebnet.
Was steckt hinter dem B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark?
Die Bürgerinitiative Jahnsportpark begrüßt zwar, dass überhaupt ein Bebauungsplan für das Bauvorhaben erstellt wurde – dies war eine zentrale Forderung der Initiative. Doch die nun beschlossene Fassung des B-Plans weicht erheblich von der Version ab, die im Mai 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Besonders brisant: Die Änderungen gehen ausschließlich zu Lasten der Anwohnerschaft und ignorieren die rund 1.000 kritischen Stellungnahmen aus der Bürgerschaft (77%), die lediglich zu „redaktionellen Änderungen“ führten. Die offizielle Begründung: „Den Belangen des Sports wird ein höheres Gewicht beigemessen.“ Bürgerbeteiligung wird so zur Farce degradiert.
Kritikpunkte am B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark
Verkehrschaos vorprogrammiert
Der vorgelegte Verkehrsbericht ist laut Bürgerinitiative Jahnsportpark lediglich eine Analyse des Ist-Zustands und kein zukunftsfähiges Konzept. Die Annahmen zur Leistungsfähigkeit der Verkehrsknotenpunkte gelten als realitätsfern. Besonders problematisch: Die Gleichzeitigkeit von Fußballspielen, Flohmärkten im Mauerpark und Veranstaltungen in der Max-Schmeling-Halle wird als Ausnahmefall abgetan. Tatsächlich finden jedoch rund ein Drittel aller Spiele in der 2. und 3. Liga sonntags statt – ebenso wie alle Spiele des American Football. Das bedeutet: Mindestens zwölf Mal im Jahr droht massiver Verkehrsinfarkt, den die vorhandene Infrastruktur nicht bewältigen kann. Für eine Anpassung der verkehrlichen Erschließung gibt es weder Konzepte noch Möglichkeiten.
Überdimensionierte Baukörper und massive Verdichtung
Die planungsrechtliche Festsetzung der drei Baukörper – Stadion, Multifunktionshalle und Bürogebäude – ist nach Ansicht der Initiative vollkommen überdimensioniert. Die Baumassenzahlen übersteigen die Orientierungswerte der Baunutzungsverordnung für Sondergebiete erheblich. Die Größe und Höhe der Neubauten zerstören die Wahrnehmung des Jahn-Sportparks als Grün- und Freiraum und führen zu einer gravierenden Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität im dicht besiedelten Prenzlauer Berg.
Insbesondere das Volumen der Multifunktionshalle ist mit über 153.000 Kubikmetern 40% größer als ursprünglich der Öffentlichkeit präsentiert. Das entspricht mehr als 23-mal dem Volumen des jetzigen Verwaltungsgebäudes. Auch das Bürogebäude ist um 20% gewachsen – und das, obwohl es planungsrechtlich in einer Sportanlage gar nicht zulässig wäre.
Verlust von Grünflächen und Bäumen
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt: Die Sportwiese wird auf nur noch rund 30% ihrer heutigen Fläche als „ebenerdige Sportanlage“ festgesetzt. Das erhöht die Flächenversiegelung massiv – an einem der bereits heute heißesten Orte Berlins. Zudem sollen 174 Bäume und ein Großteil der Heckenstrukturen gefällt werden, was zu einer Zerstörung von Habitaten führt. Ersatzpflanzungen werden zwar versprochen, doch laut B-Plan kann es Jahrzehnte dauern, bis diese eine ähnliche Wirkung erzielen. Die Bilanz der letzten Jahre ist ernüchternd: Von 24 erforderlichen Ersatzpflanzungen wurden nur zwei umgesetzt, deren Standort ist unklar.
Stimmen aus der Bürgerinitiative zum B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark
„Die Erbauer des Stadions von 1987 hatten offensichtlich hellseherische Fähigkeiten, haben sie doch mit 20.000 Sitzplätzen exakt den heute behaupteten Bedarf getroffen. Umso absurder, dass das Stadion dennoch abgerissen wird.“
Philipp Dittrich, Architekt
„Mit den Kommerzialisierungsplänen spielt sich die Senatsverwaltung ins Abseits. Statt den Fokus auf Sportflächen für Inklusions- und Breitensport zu setzen, wird auf Sonderflächen für Büros, Gastronomie und Fanshops gesetzt. Der Jahn-Sportpark ist der falsche Ort für die geplanten Business- und Event-Locations.“
Alexander Puell, BI Jahnsportpark
Forderungen der Bürgerinitiative gegen die Kommerzialisierung des Jahn-Sportparks
- Verzicht auf den Bau eines Stadions, das nicht benötigt wird.
- Verzicht auf den Bau eines Bürogebäudes, das in einer Sportanlage nichts verloren hat.
- Verzicht auf den Bau der maßstabssprengenden Riesenhalle.
- Erhalt der kompletten Sportwiese als nutzungsoffener Naturrasen.
- Zusätzliche Baumneupflanzungen anstelle der geplanten Rodung der Bestandsbäume und -sträucher.
B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark im Kontext Berliner Stadtentwicklung
Die Debatte um den B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark ist ein Paradebeispiel für die Herausforderungen moderner Stadtentwicklung: Wie gelingt der Spagat zwischen Sportförderung, Inklusion, Kommerz und dem Erhalt von Lebensqualität und Natur in einer wachsenden Metropole? Die Kritik der BI und vieler Anwohner zeigt, wie wichtig echte Bürgerbeteiligung, transparente Planung und nachhaltige Konzepte für die Zukunft Berlins sind.
Fazit: B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark – Entscheidung mit weitreichenden Folgen
Der B-Plan Kommerzialisierung Jahn-Sportpark ist mehr als ein städtebauliches Projekt – er ist ein Testfall für die Zukunft Berlins. Der massive Ausbau, die drohende Kommerzialisierung und der Verlust von Grünflächen stoßen auf breite Ablehnung in der Bevölkerung. Ob die Stadt am Ende von dieser Entwicklung profitiert oder einen ihrer wertvollsten Freiräume verliert, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
PDF-Download: Pressemitteilung der Bürgerinitiative zum B-Plan-Beschluss
Offizielle Website der Bürgerinitiative Jahnsportpark: https://www.jahnsportpark.de/
Hintergrund zum Bebauungsplan auf berlin.de: https://www.berlin.de/ba-pankow/verwaltung/abteilung/stadtentwicklung/bebauungsplaene/aktuelle-bebauungsplaene/artikel.1311225.php